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Corona: Beschäftigtentransfer im Zeichen der Pandemie
Seit 25 Jahren organisiert MYPEGASUS Transfergesellschaften. In über 2000 betrieblichen Krisen wurden etwa 150.000 Beschäftigte aufgefangen, beraten und vermittelt. Die aktuelle Corona-Situation stellt allerdings Teilnehmer, Personalberater und Projektleiter vor ganz neue Herausforderungen.
Joachim Hamann lebt und arbeitet in Berlin. Seit fast 20 Jahren ist er Transfer-Projektleiter der MYPEGASUS. In dieser Zeit hat er viel gesehen und erlebt. „Homeoffice war für mich ein Fremdwort, der persönliche Kontakt zu den Transferteilnehmern fundamental wichtig“, sagt Hamann. Der Corona Lockdown hat ihn im Skiurlaub erwischt. Danach war sein Arbeitsplatz im altehrwührdigen IG Metall Gewerkschaftshaus in der alten Jakobstraße erst mal dicht. Nichts war mehr wie vorher. „In Absprache mit den Beschäftigten haben wir auf Onlinebetreuung umgestellt. Das hat ganz gut funktioniert.“, so Hamann. Am Anfang einer Transfergesellschaft steht für die Beschäftigten ein sogenanntes Profiling an. Dabei handelt es sich um eine strukturierte Abfrage berufsrelevanter Daten, die in einem Fragebogen dokumentiert werden. „Das Profiling haben wir in Absprache mit der Arbeitsagentur telefonisch oder teilweise sogar per Videokonferenz gemacht”, sagt Hamann. Für Beschäftigte, ohne Erfahrung mit modernen Medien oder für Migranten mit Sprachproblemen, war das alles andere als leicht“. Geklappt hat es aber trotzdem.
Mit dem mobilen Arbeiten von zuhause aus, kann sich Joachim Hamann nicht so recht anfreunden. „Im Büro arbeitet man effektiver!“
Dass der Arbeitsmarkt nicht aufnahmefähig ist, kann er für Berlin nicht bestätigen. „Im mittleren und höheren Angestellenbereich vermitteln wir nach wie vor sehr erfolgreich. Im gewerblichen Bereich ist es allerdings schwieriger“, so der Projektleiter.
Ganz anders sieht es bei Christiane Haake im Südwesten aus. Seit 1999 ist sie dabei und organisiert, als dienstälteste Projektleiterin der MYPEGASUS, Transfergesellschaften im Großraum Stuttgart. „Bei uns ist der Arbeitsmarkt quasi zusammengebrochen”, sagt Haake. “Fast alle Betriebe haben einen Einstellstopp. Vermittlungen finden während des Lockdown kaum mehr statt.“ Den beteiligten Transfer- Teilnehmern bescheinigt sie eine hohe Flexibilität und Motivation. Corona-Gegner, Leugner oder Querdenker, die mutmaßlich in Stuttgart sehr zahlreich sind, hatte sie in ihren Transferprojekten keine. Alle hielten sich an die Regeln, die sie aus ihren Betrieben meist schon kannten. Dabei kam durch die Corona Pandemie für die Beschäfigten einiges zusammen. Neben dem sowieso schon extrem harten Arbeitsplatzverlust noch die Schließung der Bildungsträger, so dass über mehrere Monate hinweg keine Qualifizierungen in Transfergesellschaften stattfinden konnten. Zu allem Überfluß noch ein Arbeitsmarkt, der aktuell wenig aufnahmefähig ist. „Für die Transferteilnehmer ist das wirklich bitter“, so Haake. Corona wird uns dieses und nächstes Jahr noch begleiten, ist sich die Projektleiterin sicher. Für den Großraum Stuttgart befürchtet sie eine schlimme zweite Jahreshälfte, mit Insolvenzen und massivem Personalabbau in der Industrie. „Für Viele wird es ein trauriges Weihnachten“, befürchtet Haake. Vom Gesetzgeber würde sie sich eine Verlängerung des Transferkurzarbeitergeldes von 12 auf 24 Monate wünschen, damit die Beschäftigen in dieser Ausnahmesituation mehr Zeit für fundierte Qualifizierungen erhalten.
Diesen Vorschlag unterstützt auch Ellen Sommer aus Nordrhein-Westfalen. Sie ist seit etwas mehr als 10 Jahren Projektleiterin der MYPEGASUS in Aachen. Transfergesellschaften organisiert sie seit 15 Jahren.
„Angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, brauchen die Menschen möglichst langlaufende Beschäftigungsbrücken“, ist sie überzeugt.
Ihr Standort Aachen liegt etwa 40 Km von Heinsberg entfernt, dem ersten großen Corona-Hotspot in Deutschland. In Heinsberg hatten sich Mitte Februar viele Bürger nach einer Karnevalssitzung mit dem Virus infiziert. Entsprechend groß war die Verunsicherung unter Transferbeschäftigten, aber auch den eigenen Personalberatern. Viel lief daher auch bei ihr „online“ und über Homeoffice. Das Verhalten der Teilnehmer war auch in ihren Projekten gut. Ganz im Gegensatz zu den Rahmenbedingungen. Viele Bildungsträger bieten Qualfizierungen aktuell meist nur online an. Das ist insbesondere für gewerbliche Beschäftigte oft Neuland. Zudem ist die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes in NRW aktuell sehr schlecht. Zu beobachten ist, dass offene Stellen sehr lange nicht besetzt werden. Teilweise gibt es aber auch Sparten, die von der Pandemie profitieren, weiß Ellen Sommer zu berichten. So etwa die Logistikbranche oder einige Pharmaunternehmen in der Region. Hinsichtlich der kurzfristigen wirtschaftlichen Entwicklung ist Projektleiterin Sommer eher skeptisch. „Ich befürchte für NRW, dass es nach dem Sommerferien eine weitere wirtschaftliche Talfahrt, mit teilweise lokalen Lockdowns, geben wird. Corona wird uns noch weit in 2021 beschäftigen.“
„Unser Alltag ist deutlich erschwerter“, sagt auch Annette Ludwig, MYPEGASUS Personalberaterin in Frankfurt. Sie betreut seit Anfang des Jahres, Beschäftigte der Fluggesellschaft Condor. Durch die corona-bedingte Einstellung des Flugverkehrs gab es faktisch keine offenen Jobs mehr in der Reisebranche. Zudem verschlechtert sich der Arbeitsmarkt in der Rhein Main Region kontinuierlich. „Das ist unglaublich belastend für die Menschen, die jedoch in der Transfergesellschaft gut aufgefangen werden“, berichtet Annette Ludwig, die sich ganz viel Zeit für die Sorgen und Nöte ihrer Klienten nimmt. „Die Beratungszeiten haben sich wegen der unsicheren Arbeitsmarktlage im Vergleich zu früher fast verdoppelt“, sagt sie. Sie selbst geht in der Beratung offen, aber auch sehr bewusst mit der Situation um. „Ich beschönige nichts, trotzdem sollen die Menschen mit konstruktiven Ideen gestärkt aus der Beratung gehen“, so Annette Ludwig.
Kann man der Pandemie auch etwas positives abgewinnen? Durchaus, sagt MYPEGASUS Geschäftsführer Dr. Jan Kiehne. „Durch Corona hat die Digitalisierug einen enormen Schub erfahren. Auch das Homeoffice und mobiles Arbeiten werden die künftige Arbeitswelt in Deutschland stark verändern“, ist er sich sicher. “Wir sind hier mit den Angeboten der MYEPEGASUS Akademie gut aufgestellt”, so Dr. Kiehne.
Dusan Vesenjak
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